MUSICA OBLITA

Danzi            Eberl            Romberg             Wilms            Neukomm            Spohr             Onslow            Ries            Fesca            Kalliwoda                 Impressum

Ouvertüre Nr. 7 c-Moll op. 101

Die Entstehungszeit von Kalliwodas Ouvertüre Nr. 7 c-Moll op. 101[1] ist nicht mit Sicherheit anzugeben; man wird jedoch in der Annahme nicht fehl gehen, dass das Werk nicht sehr lange vor seiner Uraufführung entstand. Diese fand am 4. Februar 1839 in Leipzig statt[2], im Rahmen eines Konzerts jener Institution, der Kalliwoda das Werk gewidmet hat: der Konzertgesellschaft „Euterpe“. Dieses von jungen Musikern (von denen einige auch im Orchester des Gewandhauses spielten) getragene Unternehmen hatte sich im Laufe der 1830er Jahre unter ihrem vormaligen Dirigenten Christian Gottlieb Müller (1800–1863) beträchtlichen Ruhm erworben, vor allem mit mutigen Aufführungen von seinerzeit als modern geltenden Kompositionen, etwa mit der Leipziger Erstaufführung von Felix Mendelssohn-Bartholdys Ouvertüre zum „Sommernachtstraum“ (24. November 1832) oder der deutschen Erstaufführung eines Orchesterwerks von Hector Berlioz (Ouvertüre zu „Les Francs-Juges“, 12. November 1836). Müller verließ Leipzig 1838, und neuer Dirigent der „Euterpe“ wurde der mit Robert Schumann befreundete und von Mendelssohn als Schüler angenommene Komponist Johannes Josephus Hermanus Verhulst (1816–91). Verhulst, selbst Autor erfolgreicher Konzertouvertüren, leitete auch die Uraufführung von Kalliwodas Ouvertüre am 4. Februar 1839. Schumann lobte in der Neuen Zeitschrift für Musik, Kalliwodas Ouvertüre sei „seinen besten Orchesterconmpositionen beizuzählen[3], während in der wie Schumanns Zeitschrift in Leipzig erscheinenden Allgemeinen musikalischen Zeitung eine etwas ausführlichere Stellungnahme zu lesen war:

In der dritten musikalischen Unterhaltung der Euterpe hörten wir am 5. d. [recte: 4. Februar] eine neue, dem Vereine gewidmete Ouverture von J. W. Kalliwoda (Manuskript), die einen abermaligen Beweis lieferte, dass der Komponist in einer ernsteren Ouverturendichtung arbeitet, als die frühere war. Für den Umfang einer Einleitung enthielt sie fast zu viel Eigenthümliches, was in einem so kleinen Rahmen nicht gehörig ausgeführt werden kann. Die Beschränkung der Fülle von Gedanken findet sich jedoch bei einem Manne von so vieler Erfahrung leicht.[4]

Der Stimmdruck erschien gut ein Jahr nach der Uraufführung, im Mai 1840[5]; ein Klavierauszug zu vier Händen folgte im Februar 1841.[6] Im selben Monat, am 15. Februar 1841, erklang die Ouvertüre erneut in einem Konzert der „Euterpe“, wiederum unter Leitung von Verhulst. Diesmal schwieg die Allgemeine musikalische Zeitung, und der Rezensent der Neuen Zeitschrift für Musik kam zu einer ganz anderen Einschätzung als sein Kollege vom Konkurrenzblatt zwei Jahre zuvor, was Gewicht und Gattungsangemessenheit des Werkes betrifft:

Die dem Vereine gewidmete Ouvertüre von Kalliwoda gab eine passende Einleitung zu dem Abend ab, sie ist mehr gefällig und angenehm unterhaltend, als tief und charakteristisch, ein leichtes harmloses Tongemälde, das recht frisch und kräftig ausgeführt wurde.[7]

Im April 1840 führte Kalliwoda seine siebte Ouvertüre (zusammen mit der sechsten Es-Dur op. 85) auch in einem Konzert in seiner Geburtsstadt Prag auf.[8] Weitere Aufführungen sind wahrscheinlich, lassen sich aber wegen der vielfach nicht eindeutigen Angaben auf Konzertprogrammen und in Rezensionen (zumeist einfach: Ouvertüre von Kalliwoda o. ä.) nicht identifizieren.

Bert Hagels

[1] Bibliographische Daten in: László Strauß-Németh, Johann Wenzel Kalliwoda und die Musik am Hof von Donaueschingen, 2 Bde., Hildesheim, Zürich, New York, 2005, Bd. 2, S. 106; vgl. auch: Bärbel Pelker, Die deutsche Konzertouvertüre (1825-1865). Werkkatalog und Rezeptionsdokumente, Frankfurt/Main 1993, 2 Tle., Teil 1, S. 362. In beiden Katalogen ist, wohl auf der Datierung in der Allgemeinen musikalischen Zeitung basierend (s.u.), fälschlich der 5. Februar 1839 als Uraufführungsdatum angegeben.

[2] Gedruckter Programmzettel im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig, Signatur: MT/2763/2006; vgl. auch Bert Hagels, Konzerte in Leipzig 1779/80 bis 1847/48, Berlin 2009, CD-ROM, S. 1009.

[3] „Leipziger Musikleben“, in: Neue Zeitschrift für Musik 10 (1839/I), S. 62-63, hier S. 62.

[4] „Leipzig“, in: Allgemeine musikalische Zeitung XLI (1839), Sp. 130-132; hier Sp. 130.

[5] Angezeigt in: Musikalisch-literarischer Monatsbericht neuer Musikalien, musikalischer Schriften und Abbildungen [...] 1840, Leipzig 1840, S. 66; als Datenbank und Faksimile online verfügbar unter: http://www.hofmeister.rhul.ac.uk/2008/index.html.

[6] Op. cit. 1841, S. 20.

[7] „Achtes Concert der Euterpe“, in: Neue Zeitschrift für Musik 14 (1841/I), S. 77.

[8] „Prag (Beschluss)“, in: Allgemeine musikalische Zeitung XLII (1840), Sp. 420-423; hier Sp. 422.

Home        

Danzi            Eberl            Romberg             Wilms            Neukomm            Spohr             Onslow            Ries            Fesca            Kalliwoda                 Impressum