MUSICA OBLITA

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Trio für Pianoforte, Violine und Violoncello c-Moll op. 143

In Ries' Schaffen nehmen die Kompositionen für Klaviertrio-Besetzung nur einen kleinen Raum ein, neben z.B. 26 Streichquartetten und 6 Streichquintetten stehen lediglich drei originäre Klaviertrios, das hier vorliegende op. 143, das im Jahr 1807 erschiene Klaviertrio Es-Dur op. 2 sowie ein weiteres, im Februar 1835 komponiertes Werk (WoO 86).[1] Dazu kommen allerdings noch ein Trio für Klavier, Klarinette oder Violine und Violoncello (op. 28) und ein Trio für Klavier, Flöte und Violoncello (op. 63).

Das Trio in c-Moll entstand zu Anfang des Jahres 1826; am 28. März teilt Ries seinem Bruder Joseph mit, dass er ein neues Klaviertrio geschrieben habe.[2] Bereits eine Woche später, am 4. April, sendet Ries dem Verlagshaus Schott in Mainz die Korrektur des Titelblatts zu[3]; offensichtlich verzögert sich aber der Druck, denn erst am 13. Februar 1827 teilt Ries dem Verlag die Widmungsträgerin des Werkes mit.[4] Dabei handelt es sich um Ida von Lüttichau (1798-1856), die Gattin des damaligen Hoftheaterintendanten in Dresden, des Baron Wolf Adolf von Lüttichau (1788-1853). Die Widmung hat möglicherweise einen handfesten Hintergrund; denn nach dem Tode Carl Maria von Webers im Juni 1826 war die Hofkapellmeisterstelle in Dresden neu zu besetzten, und Ries zeigte zeitweise Interesse daran, Nachfolger Webers in Dresden zu werden. 

Im Mai 1827 bestätigt Ries dem Verlag, dass er die Korrekturfahnen des Druckes erhalten habe[5], und im Juni kündigt er Schott die Rücksendung der Korrekturen an.[6] Am 10. Juli 1827 schließlich teilt er dem Verlag mit, dass er die Exemplare für die Widmungsträgerin erhalten und „mit gehöriger Vorsorge und Bemerkung abgeschickt[7] habe. Einer späteren Abrechnung ist zu entnehmen, dass Ries von Schott ein Honorar von 275 f. [= Gulden] für das Trio erhielt.[8] Der Druck dürfte Anfang Juli 1827 erschienen sein. Nachdrucke erschienen alsbald in Paris.[9] Die Leipziger Allgemeine musikalische Zeitung druckte im November 1828 eine kurze Anzeige, die hier vollständig zitiert sei, weil sie die gängigen Muster der Ries-Rezeption zusammenfasst:

Das Allegro con brio (ut min.) ist in Form und Führung kräftig; das Adagio (b la maj.) innig und zart, und desshalb zu kurz; das Presstissimo (ut min.) im Allgemeinen kräftig, feurig, brillant, mit breitem Schlusse in der harten Tonart. Das Ganze keine Halsbrecherey.- Ein Trio demnach sich auszeichnend durch Einheit, Feuer, Kraft, gute Vertheilung der Solos durch alle Instrumente, durch wahre, innige, nicht Schellen und Kappe tragende Melodie, ist daher wohl ernstlich zu empfehlen.

‚Alles recht gut, Herr Recensent, aber etwas Neues, Originelles ist es doch nicht.’ Sehr wahr, aber das ist gerade (im jetzt geltenden Sinne ausgesprochen) das beste Lob.[10]

Der Verlag Schott gewann den seiner Zeit renommierten Orchesterleiter, Arrangeur und Komponisten Ignaz Ritter von Seyfried (1776-1841) in Wien als Verfasser einer umfangreichen Rezension, die in der im Verlag erscheinenden Musikzeitschrift Caecilia abgedruckt wurde.[11] Im Grundsätzlichen kommt Seyfried zu einem ähnlichen Urteil wie der anonyme Rezensent der Allgemeinen musikalischen Zeitung, es gebe „nur lob- und preiswürdiges“ in dem Trio. Allerdings lässt Seyfried seiner Neigung zu poetisierenden Paraphrasen freien Lauf; so sieht er etwa im letzten Satz

[...] ein phantasiereiches, charaktervolles Gemälde gegenseitig ankämp-fender Leidenschaften; - jetzt aufbrausend mit jugendlichem Ungestümm – dann wieder versinkend in dumpf brütende Melancholie; jetzt mit keckem Trotz heranstürmend – nun aufgelösst in Thränen, und vergehend vor Sehnsucht; zuletzt endlich – erstarkt im Glauben, von Hoffnung gehoben, durch Liebe beglückt, im fröhlichen Taumel, neu verjüngter Lebenslust, naxh schweren Prüfungen die Leiden vergessend, und hin sich gebend im reinsten Siegergefühl der ungetrübten Gegenwart![12]

Bert Hagels

[1] Vgl. Cecil Hill, Ferdinand Ries. A Thematic Catalogue, Armidale Australia 1977, p. 234. Die Existenz des Werkes ist belegt in Ries’ Korrespondenz mit seinem Bruder Joseph; vgl. Ferdinand Ries, Briefe und Dokumente, bearbeitet von Cecil Hill, Bonn 1982, S. 664 und S. 672.  Im März 1836 bot Ries das Werk verschiedenen Verlegern an; vgl. Ries, op. cit., S. 709f. Nach dem Tode von Ries’ Frau Harriet ging das Manuskript in den Besitz des Bruders Hubert Ries über, der es im März 1864 dem Verlag Peters in Leipzig anbot; vgl. Ries, op. cit., S. 799. Der weitere Verbleib des Autographs ist nicht geklärt; jedoch ist dieses Werk höchstwahrscheinlich identisch mit dem einem postum bei Richault erschienen Klaviertrio in f-Moll, das auf dem Titelblatt des Drucks als Nr. 5 gezählt wird (op. 28 und op. 63 wurden offenkundig mitgezählt).

[2] Vgl. Ferdinand Ries, op. cit., S. 257.

[3] Vgl. Ferdinand Ries, op. cit., S. 258.

[4] Vgl. Ferdinand Ries, op. cit., S. 294.

[5] Vgl. Ries an Schott, 18. Mai 1827; Ferdinand Ries, op. cit., S. 316.

[6] Vgl. Ries an Schott, 03. Juni 1827; ebd.

[7] Ferdinand Ries, op. cit., S. 318.

[8] Brief vom 13. November 1828 an Schott; vgl. Ferdinand Ries, op. cit., S. 390.

[9] Vgl. Cecil Hill, op. cit., p. 234.

[10] [Rez.:] Trio pour Piano, Violon et Violoncelle par Ferd. Ries. Oeuv. 143 [...], in: Allgemeine musikalische Zeitung XXX (1828), Sp. 790.

[11] Seyfried, [Ignaz Ritter v.]: [Rez.:] Trio pour Piani, Violon et Violoncelle, composé par Ferdinand Ries. Œuvre 143 [+ op. 62 und 58 von J. N. Hummel], in: Caecilia X (1829), S. 247-249.

[12] Seyfried, op. cit., S. 249.

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